Mit viel Beton und Asphalt will der Kanton Aargau im östlichen Kantonsteil die drängenden Verkehrsprobleme lösen. Das versucht er seit Jahrzehnten, und ebenso alt sind die Rezepte, die er dafür in Betracht zieht. Die Grünen weisen diese betonlastigen Pläne zurück und fordern eine zukunftsorientierte Mobilitätsplanung für den Ostaargau, die die Interessen des motorisierten Individualverkehrs nicht länger über die Bedürfnisse der Bevölkerung nach Lebensqualität stellt.

Das OASE-Projekt ist klassische Aargauer Verkehrspolitik: Mit Blick auf ein prognostiziertes Bevölkerungswachstum will der Kanton neue Kapazitäten bereitstellen, getreu der Logik, dass mit der Bevölkerung zwingend auch der private Motorfahrzeugverkehr zunehme – und legt damit die Grundlage für eine weitere Verschärfung der Verkehrsprobleme. So wird eine Politik fortgeschrieben, die offensichtlich versagt hat. Anstatt mehr Strassen für mehr Autos zu planen, soll der Kanton Massnahmen treffen, um das Volumen des motorisierten Individualverkehrs zu reduzieren. Künftiges Wachstum muss durch ÖV, Fuss- und Veloverkehr aufgenommen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es Massnahmen zur Verkehrsvermeidung durch Mobilitätsmanagement und eine Raumplanung, die die Vermeidung von Verkehr priorisiert.
Erfreulich ist aus Sicht der Grünen, dass das Baudepartement unter Regierungsrat Stephan Attiger die Bedeutung des Fuss- und des Radverkehrs (FRV) für die Linderung der Verkehrsprobleme anerkennt. Gerade in den Agglomerationen Baden und Brugg, wo die Distanzen gering sind, ist das Potenzial des FRV gross. Doch die Enttäuschung folgt auf dem Fuss: Die Förderung der aktiven Mobilität aus eigener Muskelkraft findet nur auf der kommunikativen Ebene statt; im konkreten Planungsstand und im geplanten Richtplaneintrag findet sich nichts davon, die Förderung des Fuss- und des Veloverkehrs bleibt vorerst ein leeres Versprechen. Fehlt eine verbindliche Koppelung der FRV-Massnahmen an die Strassenbauprojekte, besteht die Gefahr, dass am Ende nur die MIV-Massnahmen umgesetzt werden. Für die Grünen ist unabdingbar, dass im Falle eines Richtplaneintrags sämtliche OASE-Massnahmen als Gesamtpaket aufgenommen werden.

Region Baden: Keine Entlastung auf Kosten der umliegenden Gemeinden

Im Grossraum Baden ist der Verkehr hausgemacht; lediglich 13 Prozent sind Durchgangsverkehr. Damit eine Umfahrung Wirkung entfalten kann, hat sie das BVU möglichst nah an das Badener Zentrum gelegt. In der Folge werden die umliegenden Gemeinden zusätzlich belastet; das Ziel, die Agglomeration Baden vom Verkehr zu entlasten, wird verfehlt. Stattdessen führen die neuen Kapazitäten zu Mehrverkehr. Die Bruggerstrasse mit einer halben Milliarde Franken zur Flaniermeile zu machen, wäre eine Schildbürgerei sondergleichen.

Region Brugg: Keine Entlastung auf Kosten von Natur und Umwelt

Die vorgeschlagenen Varianten für den Raum Brugg-Windisch führen durch die geschützte Auenlandschaft im Wasserschloss der Schweiz. Das ist für die Grünen inakzeptabel.

Unteres Aaretal / Zurzibiet: Bessere Erschliessung verschlimmert die Hüslipest und dient dem Einkaufstourismus.

Die Region Unteres Aaretal / Zurzibiet ist mitnichten die vernachlässigte Randregion, als die sie sich gerne darstellt. Als Teil der Wirtschaftsregion am Hochrhein ist sie bereits heute gut erschlossen und braucht keine bessere Anbindung an das Schweizer Nationalstrassennetz. Hingegen wäre eine qualitative Standortentwicklung wichtig, um Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und zu erhalten. Ein Ausbau der Aaretalstrasse würde laut Synthesebericht keine nennenswerte wirtschaftliche Entwicklung auslösen; sie würde die Region hingegen für das Wohnen attraktiver machen und damit genau das Problem verschärfen, das die OASE eigentlich lösen sollte. Eine Beschleunigung der Route würde zusammen mit einer allfälligen neuen Rheinbrücke bei Koblenz zusätzlichen Schwerverkehr aus dem süddeutschen Raum anziehen und den Einkaufstourismus noch attraktiver machen.

Zurück an den Absender

Die Grünen Aargau weisen den vorliegenden Stand der Planung als unausgereift und fehlorientiert zurück. Statt Strasseninfrastrukturen für ein weiteres Verkehrswachstum bereitzustellen, soll der Kanton gemeinsam mit den Regionen Massnahmen entwickeln, um Verkehr zu vermeiden, auf nachhaltige Verkehrsträger zu verlagern und umwelt- und siedlungsverträglich zu gestalten. Neue Kapazitäten für den MIV stehen diesen Zielen diametral entgegen.

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