Die Grünen fordern in zwei Vorstössen, dass der Kanton Aargau mehr unternimmt, um Verkehr zu vermeiden. So sollen Mittel aus der Strassenkasse auch für Mobilitätsmanagement, also für Massnahmen zur Verkehrsvermeidung, eingesetzt werden können, beispielsweise für den Aufbau von Coworking-Spaces, um dem Berufspendeln entgegenzuwirken.
Der Kanton Aargau verfügt über ein sehr dichtes Strassennetz. Trotzdem gibt es Stau, immer scheint es ein bisschen zu klein, und permanent wird das Netz ausgebaut – seit Jahrzehnten. Der Ausbau braucht aber nicht nur sehr viel Platz, sondern kostet auch immer mehr und führt zu steigenden Folgekosten.
Die Mittel der Strassenrechnung fliessen heute grossmehrheitlich in den Bau und Unterhalt von Infrastrukturen des motorisierten Strassenverkehrs; was für ÖV und Velowege eingesetzt wird, ist vergleichsweise bescheiden. Für andere Ansätze zur Entlastung der Kantonsstrassen steht der zweckgebundene Fonds nicht zur Verfügung. Auch das in Revision befindliche Strassengesetz sieht keine Finanzierung nichtbaulicher Massnahmen vor. Die Grünen kritisieren, dass der Kanton Aargau das Potenzial der Verkehrsvermeidung und -verminderung ungenutzt lässt, und fordern, dass die Strassenkasse auch Massnahmen des Mobilitätsmanagements, also der Verhaltensbeeinflussung, finanzieren soll, um die Strassen zu entlasten.
Während des notverordneten Lockdowns arbeiteten hunderttausende von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erstmals im Homeoffice. Es hat sich gezeigt, dass unsere Gesellschaft auch funktioniert, wenn weniger herumgefahren wird. Schnell wurde sichtbar, wie enorm viel Platz unsere Strassen einnehmen und welches Potenzial die Förderung von Homeoffice für die Entlastung der Infrastrukturen hätte. Die Verkehrsinfrastrukturen stossen heute vor allem durch die Berufspendler an ihre Leistungsgrenzen. Würde mehr von zuhause aus gearbeitet, genügten die vorhandenen Strassenkapazitäten; auf weiteren Ausbau könnte zum Vorteil von Umwelt und Finanzen verzichtet werden.
Bessere Work-Life-Balance durch Homeoffice
Für viele Unternehmen war es kein Problem, dass ihre Mitarbeitenden im Homeoffice arbeiteten und nicht in die Zentrale pendelten. Klagen über schlechte Motivation und Effizienz hörte man keine. Die Arbeitnehmenden wiederum schätzten es, durch den wegfallenden Arbeitsweg Zeit für sinnvolle Tätigkeiten zu gewinnen. Die Zufriedenheit war gross; in einer Befragung von GFS Bern während des Lockdowns gaben 79 Prozent der Befragten an, nach der Lockerung weiterhin im Homeoffice arbeiten zu wollen. Viele sagten, dass sie zu Hause produktiver und kreativer arbeiten könnten. Die Work-Life-Balance hat klar profitiert.
Die Befragung förderte aber auch zutage, dass das Arbeiten in den eigenen vier Wänden nicht immer mit dem Familienleben vereinbar ist. Coworking-Spaces, also gemeinschaftlich genutzte Büroräume mit guter technischer Ausstattung, bilden eine Alternative zur Arbeit in den eigenen vier Wänden. Viele peripher gelegene Gemeinden leiden darunter, dass die Einwohner tagsüber abwesend ist. Das Dorfleben stirbt, die Beiz schliesst, die Post steht leer, das Gemeindehaus spätestens nach der Fusion mit der Nachbargemeinde auch. Coworking-Spaces könnten einen Beitrag leisten, dass die Menschen wieder vermehrt dort arbeiten, wo sie leben, und helfen mit, das Gemeindeleben zu erhalten. Dass gleichzeitig die Strassen entlastet werden, ist ein erfreulicher Zusatznutzen.
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