Leserbrief zur Zersiedelungsinitiative: Landwirtschaftsland wie Wald schützen

Während der Industrialisierung wurde im 19. Jahrhundert ein Grossteil der Schweizer Wälder abgeholzt. Weil die Bergwälder fehlten, verheerten gewaltige Überschwemmungen das Land. Nach dem historischen Hochwasser von 1868 wurden ab 1874 die Bergwälder unter strengen Schutz gestellt und wieder aufgeforstet. Seit 1900 ist jeder Quadratmeter Schweizer Wald streng geschützt. Muss irgendwo gerodet werden, ist anderswo aufzuforsten. Dieser Mechanismus ist sehr simpel, wirksam, und er funktioniert seit über 100 Jahren.

Die Zersiedelungsinitiative will exakt den gleichen Mechanismus für das Landwirtschaftsland. Der Boden sichert unsere Ernährung, aber er wird in erschreckender Geschwindigkeit überbaut. Die Initiative sagt: Wird an einem Ort Bauland neu eingezont, muss anderswo gleich viel in der gleichen Qualität ausgezont werden.

Der Bundesrat gewichtet leider die Interessen bestimmter Lobbys höher – es geht schliesslich um viel Geld. Das dürfte vor dem Hochwasser von 1868 auch nicht anders gewesen sein. Anders als damals erlaubt uns das Instrument der Initiative zum Glück, die Interessen der Gesamtbevölkerung wahrzunehmen, die Lobbys in ihre Schranken zu weisen und die Weichen richtig zu stellen: Zersiedelungsinitiative Ja.

Martin Bossard, Kölliken