Es ist richtig, den Materialabbau und damit die Sicherung des künftigen Bedarfs auf weite Sicht zu planen und regional zu koordinieren. Dass der Materialabbau möglichst regional erfolgt, um lange Transportwege zu vermeiden, ist sinnvoll und im Interesse der Allgemeinheit.

Die Grünen stehen aber der Sicherung riesiger Volumen auf Jahrzehnte hinaus kritisch gegenüber. Der riesige Ressourcenbedarf wird durch Projekte ausgelöst, denen die Grünen oftmals ablehnend gegenüberstehen; dies betrifft insbesondere Tiefbauprojekte für die Verkehrsinfrastruktur und das Bauen mit Beton, wo es weder sinnvoll noch alternativlos ist. Die leichte Verfügbarkeit von Frischkies steht im Widerspruch zu den Zielen einer Kreislaufwirtschaft, in der Recyclingmaterialien ökologisch sinnvoll wiederverwertet werden. Ausserdem setzt die grosse Nachfrage nach Deponieraum falsche marktwirtschaftliche Anreize. Wenn das Ablagern von Material lukrativer ist als der Abbau, bedarf es einer regulatorischen Korrektur.

Aus Sicht der Grünen soll mit dieser Richtplanrevision zu viel «auf Vorrat» festgesetzt werden. Das umfangreiche Paket verhindert eine vertiefte Diskussion über die einzelnen Standorte im politischen Prozess. Dies führt dazu, dass sie ungenügend reflektiert werden. Sinnvoller wäre, die einzelnen Abbauetappen in kleinen Tranchen freizugeben, damit eine qualitativ gute Entwicklung der einzelnen Abbaugebiete gesichert werden kann.

Weiter ist für die Grünen die Vorgehensweise des Kantons mit starkem Einbezug der Unternehmen problematisch. Aus unserer Sicht müsste der Kanton die Rahmenbedingungen aufgrund von aktuellen Nachhaltigkeitskriterien (Erhöhung des Recyclinganteils; renovieren und modernisieren anstatt abreissen und neu bauen etc.) selbst definieren, anstatt sie von den wirtschaftlichen Interessenträgern gestalten zu lassen. Unseres Erachtens nimmt der Kanton hier seine Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung des Kantons nicht wahr.

Materialabbau erfolgt meist auf hochwertigen Landwirtschaftsböden bzw. Fruchtfolgeflächen. Es ist unbedingt auf eine schonende Bodenbearbeitung und bestmögliche Rekultivierung zu achten, um die Qualität der Böden langfristig zu erhalten. Auch hier ist eher kleinräumiges Vorgehen von Vorteil, weil Flächen damit weniger lang belegt werden und rascher wieder für die landwirtschaftliche Produktion zur Verfügung stehen.

Materialabbaugebiete sind potenziell wertvolle Inseln der Biodiversität. Für manche Arten sind sie überlebenswichtige Trittsteine im Sinne einer ökologischen Infrastruktur. Die naturnahe Bewirtschaftung von Kiesgruben ist also auch eine Chance für die Natur. Fachliche Begleitung, Umweltziele und eine wirksame Kontrolle sind unseres Erachtens unverzichtbar, um das ökologische Potenzial zu realisieren. Sie sollen als Auflage in die Abbaubewilligungen integriert werden.

231103 Richtplan V 2.1 Materialabbau Vernehmlassungsanwort GRUENE (1)

 

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